2019 Eingeladen zum Festival „Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“ in Bensheim
Auf der Straße begegnet Édouard einem jungen Mann. Er heißt Reda. Ein Flirt beginnt. Er nimmt ihn mit nach Hause. Eine schöne Nacht, doch sie wird Édouards Leben nachhaltig verändern, als Reda ihn mit einer Pistole bedroht, fesselt und vergewaltigt. Édouard flieht aus Paris zu seiner Schwester Clara in die Provinz, aus der er einst verschwand, beschimpft als Schwuchtel und behandelt wie ein Aussätziger. Lauschend hinter einer Tür wird Édouard Zeuge, wie seine Schwester Clara ihrem Mann die Geschichte dieser verhängnisvollen Nacht erzählt und kommentiert.
Ist das noch seine eigene Geschichte?
Alles in Édouards Kopf dreht sich um diese Erfahrung im „Herzen der Gewalt“, um seine Scham, überhaupt darüber zu sprechen, seine verspätete Anzeige bei der Polizei, die Untersuchungen und Befragungen durch Juristen, Ärzte und Polizisten. Er fühlt sich seiner Geschichte beraubt und er wird mit dem Rassismus der Beamten konfrontiert, die im Polizeijargon von dem Täter bloß als „maghrebinischem Typus“ sprechen. „Für sie“, so Édouard, „implizierte maghrebinischer Typus keine geographische Information, sondern bedeutete schlicht Schurke, Übeltäter, Krimineller.“
Édouard Louis, der mit seinem autobiografschen Roman „Das Ende von Eddy“ zum Shootingstar der französischen Literatur avancierte, thematisiert auch in seinem zweiten Roman die strukturelle und physische Gewalt, die Sprache und Politik ausüben.
Autor: Édouard Louis Regie: Franziska Autzen Dramaturgie: Matthias Günther Bühne & Kostüm: Sina Brüggemann Musik: Johannes Hofmann Video: Simon Janssen Licht: Malte Zimmermann Ton: Michael Hahn
Mit: Toini Ruhnke & Sebastian Jakob Doppelbauer
Unsere Welt ist tief von Gewalt geprägt. Die einzige Möglichkeit, die Gewalt zu bekämpfen, ist, darüber zu sprechen.
Édouard Louis
„Dank einer Regie, die sich auf das Wesentliche beschränkt, und dem Spiel zweier Darsteller, die keine Scheu zeigen, bis an ihre Grenzen zu gehen, ist dieser kurzweilige Abend politisches Statement, Seelenschau und nicht zuletzt Theater, über das nachzudenken sich lohnt.“
SZENE Hamburg
„Mit nur wenigen Mitteln und vielen Zwischentönen baut Autzen fast spielerische Szenen, leicht und in ihrer Leichtigkeit so trügerisch“
„Sebastian Jakob Doppelbauer und Toini Ruhnke werfen aus ganz unterschiedlichen Richtungen Schlaglichter auf Édouards Geschichte, lassen kurze Szenen aufblitzen und versprühen in scharfkantigen Dialogen reichlich Geschwistergift.“
SZENE Hamburg
„Ein eindringliches Kammerspiel“
taz nord
„Durch das ergreifend verbindliche Spiel von Sebastian Jakob Doppelbauer, durch seine unausweichliche, faszinierende sympathisierende Direktheit ist dieser Édouard einem ganz nah, bis unter die Haut nah.“