Die Verlorenen
von Ewald Palmetshofer

Copyright Theater Konstanz / Ilja Mess

Mit dem Stück „Die Verlorenen“, mit dem am Theater Konstanz die Spielzeit eröffnet wurde, hat der österreichische Autor Ewald Palmetshofer ein anspruchsvolles Spiel um das Wesen des Menschseins entworfen, das die Regisseurin Franziska Autzen beherzt anpackt.

St.Galler Tagblatt

Clara steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Nach der Scheidung von ihrem Mann Harald, bei dem der gemeinsame Sohn nun lebt, entschließt sie sich, in das verlassene Haus ihrer Großmutter zu ziehen. Mitten im Nirgendwo, nur mit einer Tankstelle und kleinen Disco in der Nachbarschaft, will sie wieder Ordnung in ihre Gedanken bringen. Als jedoch Harald mit seiner neuen Freundin und dem pubertierenden Sohn auftaucht wird deutlich, dass Clara ihrem Leben nicht einfach entfliehen kann.
„Hallo? Ist wer da? Ist da wer?“, fragt das Figurenensemble, die Gemeinschaft der Verlorenen, hoffnungsdüster zu Beginn und zum Ende von Ewald Palmetshofers Theaterstück. Erzählt wird eine hochsensible, wuchtige Geschichte über die menschliche Existenz, mit trockenem Witz, „in diesem wunderlich verdrehten, knorrig-eleganten PalmetshoferDeutsch“, so der Kritiker Stephan Reuter.
„Die Verlorenen“ wurde in der Kritiker*innenumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ zum besten Theaterstück 2020 gewählt.

Autor: Ewald Palmetshofer
Regie: Franziska Autzen
Dramaturgie: Hannah Stollmayer
Bühne & Kostüm: Ute Radler
Musik & Komposition: Johannes Hofmann
Licht: Lukas Dikomey
Ton: Jaime Fernández da Costa

Clara: Jana Alexia Rödiger
Kevin: Miguel Jachmann
Harald: Patrick O.Beck
Svenja: Sarah Siri Lee König
Der alte Wolf / Vater: Odo Jergitsch
Die Frau mit dem krummen Rücken / Mutter: Sabine Martin
Der Mann mit der Trichterbrust: Sebastian Haase
Florentin: ein Fernseher


so solln wir bleiben 
immerfort
an unsrem Herkunfts-Klassen-Ort
dem Anschein unsrer Außenhaut entsprechend
dem Geschlecht
dem Bildungsgrad
der Glaubensart
und was da sonst noch unterscheidet uns aus Zufall bloß
was sich in Leistungsträgerschaft
in Nützlichkeit zur Macht
nicht rechnet um
tritt besser in Erscheinung nicht

Kevin aus Die Verlorenen

Großartiges Ensemble. Das szenische Ambiente erzwingt die Konzentration des Publikums auf die Darstellerinnen und Darsteller. (…) Rödiger spielt die Nuancen zwischen Sich-Ducken und Aufbegehren groß aus. (…) Überzeugend wirkt Miguel Jachmann als Kevin, der das, was sich in der Familie von Clara ereignet, als „Fremder“ aus der Distanz beobachtet, ein Aussteiger – ob freiwillig oder erzwungen bleibt unklar –, der im Abseits von der Gesellschaft seine Rolle zu finden versucht.
„Die Verlorenen“ in Konstanz sind ein harter Brocken für das Publikum. Autzen und das Ensemble machen auf einem hohen Niveau tolles Schauspielertheater mit einer Geschichte, die sichtlich das Publikum emotional trifft.

Die deutsche Bühne

In Franziska Autzens Inszenierung müssen sie sich von Beginn an auf verbrannter Erde behaupten. Der Boden voller Asche, der Himmel ein bedrohliches Gewölk aus zylinderförmig auf- und niederfahrenden Lampen (verantwortlich für dieses fantastisch finstere Bühnenbild: Ute Radler), dazwischen eine Drehbühne als höhnischer Kommentar auf die Vergeblichkeit allen Strebens: Wer sich hier fortbewegt, dreht sich nur im Kreis. (…)
Wenn die Verlorenen in dieser stilisierten Sprache um Anerkennung, Orientierung, Perspektive flehen und dabei einzelne Lampen zu düsterem Sound wie Ufos herabsinken, dann hat das etwas Magisches, Metaphysisches.

Südkurier

was ist der Mensch
allein
gekommen auf die Welt
durch eine enge…
Furt
kopfüber in die Welt gedrückt
gestürzt
aus einem Leib
entleibt herausgefalln
wir plötzlich da
ein jedes Säugetier trat auf die gleiche Weise auf

Clara aus Die Verlorenen

Weitere Informationen und laufende Vorstellungstermine:

https://www.theaterkonstanz.de/programm/stueckeseiten/die+verlorenen